kleiner Lebenslauf von Mami

Dieser Lebenslauf haben wir erstellt zur Beerdigung am 17.12.2004

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Liebes Hanny, liebste Schwester

Du bist in die Welt gekommen am 27. Oktober 1931, an einem Dienstagabend, im Frauenspital in Basel.

Johann Keller und Maria Keller, geborene Buck, waren die glücklichen Eltern. Bereits 5 Tage später, am 1. November 1931, wurdest Du getauft auf den Namen Johanna Maria.

Kindergarten, Primarschule, Realschule hast Du in Basel besucht. Im Kleinbasel war unser damaliger Wohnort, in jener Zeit wurde dort noch Baseldeutsch gesprochen.

Trotz beängstigenden Zeiten - beginnender zweiter Weltkrieg, unser Vater im Militär - konntest Du eine kaufmännische Ausbildung absolvieren und wurdest Sekretärin. Echtes Talent und eine feine lockere Strebsamkeit wohnten Dir inne, so dass für Dich hin und wieder 2.te und auch 1. Plätze bei Fremdsprachenstenographie oder Schnellschreibmaschinentests anfielen. Ich, der kleine Bruder, war stolz auf Dich.

Es ergab sich, dass plötzlich einmal ein altes Klavier in unserer Wohnung stand. Dieses Ereignis war ein Ausgangspunkt für eines Deiner allerwichtigsten Hobbys: die Musik. Lieder, Opernstücke, Chorgesänge haben es Dir angetan, auch unser Papa sang in einem Männerchor als 2ter Tenor viel, viele Jahre lang.

Das Zusammenleben zwischen uns, unseren Eltern und Freunden was stark geprägt durch Solidarität und Zusammenhalt vorwiegend im kirchlichen Umfeld der Sankt-Josephskirche, dem so genannten "Dörfli". Du wurdest Blauringführerin, Dein Bruder steckte man in die Jungwacht, als kleiner Ministrant durfte er die schweren Kerzen tragen.

Ach, Deine stets gepflegten Zöpfe, ja ich habe auch daran gerissen, Du hast mich dafür in den Arm gebissen. Was für eine wunderbare Zeit mit Dir!

Wenige Jahre später hast Du dann Deine "Wanderjahre" angetreten. Immer bliebst Du bescheiden, demütig, aber fest. Unsere Geschwisterliebe wird ewig bestehen bleiben…



Benny

Liebes Mami

Vor 44 Jahren hast Du mir Bernhard das Leben geschenkt, ich war Dein erstes Kind, geboren in Schwammendingen in Zürich. Ich war etwa 3 Jahre alt als wir zusammen nach Luzern übersiedelten.

Vieles hast Du mir in den Jahren danach von Deinen früheren Erlebnissen in Lausanne und London erzählt. Du hast es genossen, neue Sprachen zu lernen und gingst gerne in die weite Welt um neue Leute kennen zu lernen. Die damals geknüpften Freundschaften hast Du zum Teil bis heute erhalten.


Ich war etwa 17 Jahre jung als wir zusammen dann in einer Deiner Lieblingsstädte, in London waren. Wir kamen soooo gut miteinander zurecht, und hatten viel Spass. Geduldig hast Du dabei meine Lust auf Schallplatten-Läden ertragen.

Nebst Deinem Klavierspielen hast Du Deine musikalische Leidenschaft auch im Kirchenchor St. Johannes sehr stark ausgelebt. Nach Jahren wurdest Du sogar Ehrenmitglied. Als Mitglied konntest Du auch viele Ausflüge und Reisen mit dem Chor unternehmen. Später hast Du zum Beispiel Wien und Rom besucht. Ich bin sicher, Du hättest dem Papst gerne ein Liedchen gesungen.



Dani

Liebes Mami

Acht Jahre nach Benny hast Du dann mich als zweiten Sohn auf die Welt gebracht. Du gabst mir bei der Taufe den Namen Daniel.

Ich erinnere mich an einen warmen Herbst-Nachmittag: Wir sind ausgeflogen um Beeren zu pflücken. Ich fiel hin und das Konfitüren-Glas zerbrach. Die Narbe an meinem Kinn habe ich als Andenken an diesen Tag heute noch.

Ich und meine Brüder wissen seit längerem, dass Du auf vieles für Dich persönlich verzichtet hast um uns manch schönen Tag zu bescheren. Denn auch damals war nichts umsonst.

Nie hast Du lange gemotzt wenn wir junge und wilde Jungs Scheiben eingeschlagen oder laut Musik gehört haben, wenn wir mit dreckigen Kleidern nach dem Schlitteln nach Hause kamen.



Päddy

Liebes Mami

Als Dein dritter Sohn wurde ich, Patrick, 1972 geboren. Von dieser Zeit an musstest Du für drei Kinder sorgen. Mit grösster Aufopferung und aller Sorgfalt hast Du das getan. Ohne Rücksicht auf persönlichen Verzicht hast Du dabei uns immer Deine ganze Aufmerksamkeit geschenkt.

Trotz Deinem strengen Beruf in der Migros und später als gute Seele für alle Belange im Romero-Haus hast Du Deine Kinder nie vernachlässigt. Wie von Zauberhand bereitgestellt, stand jeden Morgen ein frisches Brot und Kaffee bereit.

Die jährlichen Festtage wie Ostern und Weihnachten hast Du mit uns mit innigster Liebe gefeiert und uns alle Drei stets überrascht mit Deinen kleinen von Herzen kommenden Geschenken. So wussten wir an Ostern jeweils genau im Voraus wo der "Osterhase" sein Nest bauen würde und dass es von jedem Eilein für alle die gleiche Anzahl haben würde.

Nach drei Söhnen, hast Du Dein erstes Enkelkind Jennifer, endlich ein Mädchen, voller Freude ins Herz geschlossen. In den folgenden Jahren folgten mit Oliver, Manuel, Simona und Nico noch weitere Enkelkinder, die Dir immer viel Freude bereiteten. Du warst sehr stolz auf die kleinen Engelchen.


Nach Deiner Pensionierung wurde es Dir trotz Johannes-Chor doch etwas langweilig. So suchtest und fandest Du einen Job im Luzerner Theater als Garderobiere. Immer hast Du auch diese Tätigkeit gewissenhaft und zuverlässig ausgeführt und auch dort durch Deine Bescheidenheit und Offenheit neue Kollegen gefunden.


Dani

Eines Tages fragte ich Dich: Hast Du Lust auf eine Reise in ein weit entferntes Land? Bald darauf sassen wir im Flugzeug. Wie bist Du doch auf unseren folgenden Reisen durch Florida jeweils wieder jung geworden und aufgeblüht, konntest Deine Alltagssorgen hinter Dir lassen. Nie werde ich zum Beispiel Deine leuchtenden Augen vergessen, als Du mit dem prall gefüllten Teller vom leckeren Buffet zurückkamst. Oder als Du ganz stolz von Deinen neuen Badkleidern erzähltest und sie mir dann im Pool auch gezeigt hast.

Du hast in den Ferien viel geplaudert von Deiner Jugend, von Basel, Deinen Eltern und von Jo, Deinem Bruder, und seiner Familie. Du warst ein sehr angenehmer Gesprächspartner, und ich durfte Dich in unseren Ferien auch noch von ganz anderen Seiten her kennen lernen.

Seither war es einer Deiner grössten Wünsche, Deiner ganzen Familie und allen Enkeln Florida zu zeigen. Du wolltest das, was Du erlebt hast und Deine Begeisterung weiter geben.

Leider können wir Dir diesen Wunsch nicht mehr erfüllen.

Wir können Dir aber anbieten, dass wir dies als grosse Familie erleben. Du schaust von oben zu, als unser Schutzengel, der wie früher uns alle beschützt und auf uns alle schaut.

Denn eines ist sicher: Wir waren, sind und werden immer beisammen bleiben, bis in alle Ewigkeit.





Hanny-Mami, wir vermissen Dich!

 

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